Alex Naydenov von “Hashove” über die gemeinsamen Wurzeln: „Zu Stefan Valdobrevs Musik tanzen und den Sonnenaufgang vom 17. Stock begrüßen .“

Alex Naydenov ist eine Person, die wohlbekannt innerhalb der bulgarischen Gemeinschaft in Berlin ist. Als Mitbegründer der Organisation „United Ideas for Bulgaria“ und neu immatrikulierter Berliner Masterstudent begeisterte er sich 2012 für den Traum, den bulgarisch-deutschen Studentenverein „Hashove“ wieder ins Leben zu rufen. Dies ist auch was ihn mit Gibelin verbindet. Alex öffnet sich uns in einem Interview über langjährige Freundschaften und notwendige Herausforderungen.

Was verbindet dich mit “Hashove”?

Zwei Sachen: Zum einen, studierte ich selber bis vor einigen Jahren in Berlin. Dort habe ich 2012 mein Masterstudium begonnen. Zum anderen, stand ich wegen einer anderen Organisation, „United Ideas for Bulgaria“ den vielen studentischen Communities sehr nahe. Damals gab es keine formelle Organisation der bulgarischen Studenten in Berlin. Früher hatte es eine gegeben – diese war sogar eine der ersten Vereinigungen dieser Art. Ein netter Kerl, Bobby, legte ihren Grundstein zusammen mit Leuten, die in Deutschland studierten, bevor sich die Europäische Union für uns Bulgaren öffnete. Aber Ende 2012-13 war alles eingefroren. Es gab keine Leute, die die Organisation leiteten. Wegen der Veranstaltungen von “United Ideas” trafen wir uns mit Bobby und anderen Mitglieder von “Hashove” aus seiner Generation. Sie erzählten uns, wie schön es wäre, wenn es wieder einen Studentenverein gäbe. Die Idee sprach uns an und wir beschlossen, mit unserem Freundeskreis zu sprechen und zu gucken, wer die Führung übernehmen möchte.

Sofort haben wir Freiwillige gefunden. Sie waren damals jüngere Studierende. Ich war bereits im Masterstudium und wollte nicht im Vorstand sein. Ich war der Meinung, dass vor allem Bachelor-Studis, die erst am Anfang stehen, mit ihrer eigenen Begeisterung und Energie verschiedene Projekte übernehmen und daran arbeiten sollten. Erstens, weil dadurch viel interessantere Dinge passieren können. Der andere Grund ist, dass sie ihre Bedürfnisse besser kennen als jemand, der 3-4 Jahre älter ist als sie. So wurde ein Power-Team aus Studenten aller Berliner Universitäten und verschiedenster Fachrichtungen gebildet. Da waren natürlich auch Dilyana und Valentin Teil der Gruppe. Indem sie Events und Konzerte parallel veranstalteten, trugen sie zu einem Austausch bei, der bis heute noch besteht. Auf der einen Seite gibt es die Organisation von Studenten, die kulturelle Veranstaltungen und Partys gestalten, und auf der anderen sind die Konzerte von Gibelin. Sie gaben der Studentengemeinschaft “Hashove” tatsächlich eine zusätzliche Gelegenheit für Party, für Einheit, für Zusammensein.

 

„Hashove“ im Konzert der Band Top Stoppers
Photo: Archiv „Hashove“

 

Was hat euch dazu gebracht, die Studentenorganisation in Berlin als bulgarisch-deutsche Kulturvereinigung wieder ins Leben zu rufen?

Die Vision von „Hashove“ war schon immer die. Sie kam nicht von mir, aber sie überschneidet sich perfekt mit meiner Vorstellung, was ein Studentenverein im Ausland tun sollte. Im Gegensatz zu dem, was viele Leute denken, dass eine Person auf diese Weise in der  bulgarischen Community geschlossen bleibt, denke ich, dass dies eine Gelegenheit ist, viele wertvolle Eigenschaften zu entwickeln: Unternehmertum, Teamarbeit, Learning by Doing. Sie sind übernational und haben nichts damit zu tun, ob man es einen bulgarischen Verein oder etwas anderes nennt. Ich glaube, dies ist ein sehr geeignetes Format, das die Fähigkeiten einiger Leute wirklich hervorgebracht hat. Wir haben Leute, die, nachdem sie mehrere Jahre bei “Hashove” tätig waren und Erfahrung gesammelt haben, Moot Courts und MUN-Gruppen geführt haben. Das sind Dinge, die nichts mit einem einzelnen Land zu tun haben. Andererseits haben wir als Gemeinschaft festgestellt, dass uns bestimmte Sachen aus Bulgarien fehlten. Außerdem waren wir froh, Ausländern Elemente der bulgarischen Kultur präsentieren zu können. Ein solcher Verein ist dadurch auch eine Brücke zu Deutschland.

Bist du immer noch mit den Studenten von “Hashove” verbunden?

Ja. Ich war Teil einer Veranstaltung von „Teaching for Bulgaria“ in Berlin, auf der es eine zweitägige Führungsakademie in Form eines Workshops gab. Ich hatte das Vergnügen, einer der Gastredner zu sein. So habe ich einige Berliner Studenten kennengelernt. Wunderbare Menschen, die unbedingt den Staffelstab des vorherigen Vorstand von “Hashove” übernehmen wollten. Sie sind diejenigen, die gerade alles in der Organisation bewegen. Der aktuelle Vorstand ist voll begabter, intelligenter Menschen. Sie machen viele coole Dinge, an die ich persönlich nie gedacht hätte, aber jeder, der daran teilnimmt, genießt sie total. 

Wir sind aber auch persönliche Freunde. Einige von uns machten zusammen einige Monate nach unserem ersten Treffen eine Bergwanderung in Bulgarien. Trotz der acht Jahre Altersunterschied zwischen uns sind wir eng befreundet und unternehmen Einiges zusammen, auch ganz abgesehen von den organisatorischen Sachen.

Was ist deine beste Erinnerung an diese Zeit?

Die Events endeten normalerweise gegen 21:30 Uhr und danach folgte fast immer eine Party. Manchmal waren die Partys größer, besonders nach einem Konzert von Gibelin. Die kleineren Partys fanden aber meistens in meinem Studentenwohnheim am Ostbahnhof. Ich hatte die exklusive Gelegenheit, ein riesiges Zimmer im 17. Stock mit Blick auf Alexanderplatz zu haben. EIn toller Ort für Partys. Unser Rekord im Raum lag bei ca. 50 Personen. Im turbulenten ersten Jahr nach der Neugründung von “Hashove” war klar, dass der Abend wahrscheinlich dort enden würde. Wir haben alles mögliche an Musik gehört, darunter einige bulgarische Musiker wie OGI 23, Stefan Valdobrev usw. Man blieb so bis zum Morgen, sei es nicht die Polizei musste vorbeikommen. Diese sind meine wertvollsten Erinnerungen: Zu Stefan Valdobrevs Musik tanzen und den Sonnenaufgang vom 17. Stock begrüßen.

 

 

War es eine Herausforderung, zu den wenigen zu gehören, die damals Veranstaltungen zur bulgarischen Jugendkultur in Berlin organisierten?

Schwierigkeiten gab es immer. Einen Ort zu finden, an dem die Veranstaltung stattfindet; möglichst viele Menschen zu erreichen. Es gab Herausforderungen, aber wir haben sie eher als eine Notwendigkeit gesehen. Wir haben nichts als ein Problem angesehen, sondern nur nach den Lösungen gesucht. Es war klar, dass es Hindernisse geben wird, aber wir haben einfach unser Ding getan und sonst war uns alles egal. Haben wir das Datum genannt, haben wir den Event bekannt gegeben, dann musste er stattfinden. Jeder arbeitete in diesem Geist und ich sehe, dass das immer noch der Fall ist.

Erzähl uns mehr über die Konzerte, Theaterstücke und Filmvorführungen. Welche Veranstaltungen waren besonders spannend?

Eine meiner schönsten Erinnerungen an eine Veranstaltung ist Gibelins erstes oder zweites Konzert in der Chester Bar, an dem OGI 23 auftraten. Ich erinnere mich an die Logistik rund um das Konzert. Sie wurden zum Schlafen in zwei oder drei Studentenwohnheimen zugeteilt. Und beim Konzert war diese große, schöne Bar komplett voll. Alle wollten dabei sein, denn die Band war damals besonders in, sie hatten gerade einen neuen Sommerhit veröffentlicht. Es war eine einzigartige Erfahrung. 

Außerdem hatten wir zwei oder drei Leute aus anderen deutschen Städten nach Berlin eingeladen. Sie waren gerade dabei, Studentenvereinigungen zu gründen. Es gab ein Mädchen, Steffi aus Frankfurt, das, ermutigt von alten Mitgliedern des dortigen Vereins “Saedinenie”, überlegte, wie man den Verein wieder ins Leben zurückführen könnte. Wir hatten uns in Kontakt miteinander gesetzt und sie nach Berlin eingeladen. Sie kam vorbei und so konnte sie auch das Konzert von Gibelin und OGI 23 miterleben. Es war fantastisch: Der Zusammenhalt der lokalen Gemeinschaft, aber auch der Wunsch, uns anderen Bulgaren zu zeigen. Und all das während diese so starke bulgarische Band spielte. Ich erinnere mich bis heute noch an die Tanzfläche mit all den Leuten.

Wie verbringst du gerade die unruhige Zeit? Findest du Platz für Kultur?

Relativ gut verbringe ich sie. Letztes Wochenende war ich auf einem virtuellen Festival von “Go Guide”, zu dem Köche, Musiker und Comedians eingeladen worden waren. Also habe ich ein paar Stunden des Wochenendes bei dieser kulturellen Veranstaltung verbracht. Es ist nicht dasselbe, aber es gibt einem zumindest das vage Gefühl von Normalität. Ich habe auch meinen 30. Geburtstag online mit Freunden gefeiert. Wir haben alte, nostalgische Fotos gesehen – aus den Zeiten, als wir noch live zusammen waren.

 

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