Sonniger Tag in Berlin-Kreuzberg, Mitte September. Gibelins geschickte Jungs, Valio und Tony, sprechen über die Früchte ihrer Arbeit und das neue Abenteuer “Kuker”. Sie haben mächtig viel geschafft, doch eins bleibt übrig: „Wir warten nur noch darauf, dass Popa (der Priester, A. d. Ü.), der Sänger von Oratnitza uns weiht“
Was motivierte Gibelin, das neue Projekt “Kuker” zu unternehmen?
Valentin: Dilyana. Sie war die Triebkraft des Teams. Es war ihre Idee und sie drängte Tony und mich, die Arbeit zu erledigen. Wir haben zum ersten Mal im Juni darüber gesprochen, als wir viel zu öffentlich in einem Zug um die Logistik, bestickte T-Shirts zu verkaufen, stritten. Es war ein großes Theater.
Anton: „Kuker“ war unsere Versöhnung. Er hat uns seelisch gereinigt. Er führte uns durch die neun Höllenkreise und durch das Fegefeuer, und jetzt sind wir bereit für neue Herausforderungen.
Valentin: Den Ort haben wir auch sehr plötzlich und unerwartet gefunden. Wir waren im Urlaub in Griechenland und waren dabei, einen Wasserfall zu besteigen. Auf dem Weg vom Wasserfall runter schickten wir bereits Dokumente und suchten nach Empfang in den griechischen Wäldern. Wir haben unterschrieben, ohne mal die Räumlichkeiten persönlich gesehen zu haben.
War es Liebe auf den ersten Blick? Der Ort ist ein Kult. Hier befanden sich das Schwules Museum und bis vor kurzem der Maze Club.
Valentin: Das wussten wir alles zuerst nicht. Es war also eine Vernunftehe, die zu wahrer Liebe wurde. Tatsächlich haben wir es wegen der Lokation im Bergmannkiez und wegen der Miete gewählt. Die Überraschungen kamen aber schnell nach dem Einzug auf uns zu.
Anton: Im Moment, als wir aufgeschlossen haben, haben wir den Schild mit der Aufschrift „Archiv Schwules Museum“ gesehen.
Valentin: Und zu Maze haben wir schnell Kontakt aufgenommen. Wir hatten die Idee, die Afterpartys von “Kuker” dort zu veranstalten, aber die Krise hat leider auch diesen Plan ruiniert.
Wie habt ihr es zu zweit geschafft, den Ort in etwa einem Monat selbst komplett zu renovieren?
Valentin: Wir haben etwas Schlaf und Nerven und ein paar Blutstropfen geopfert, aber schließlich ist es uns gelungen. Es gab viel zu renovieren. Neben der Archivplatte waren wir beim ersten Betreten auch mit vielen weniger tollen Sachen konfrontiert: Angefangen beim Fenstergitter, das nicht besonders präsentabel war, bis hin zu einer Reihe von Mängeln. Der Prozess war einfach. Dilyana, als Leiterin des Teams, sagte uns, was wir im Allgemeinen brauchten, und Tony und ich kauften Material ein und legten mit der Arbeit los. Die Farbpalette wählten wir übrigens nach vier Stühlen, die Dilyana heruntergesetzt gefunden hatte, noch bevor wir die Räume gemietet haben. Tony und ich passten alles andere an sie an. Alles ist nun in der Farbe „Eiche“. Und an der Stelle muss ich sagen, Tony war der Hauptmotor der Renovierung. Er hat sich sowohl die Bartheke als auch die Lampe am Fenster ausgedacht.
Anton: Ich bin froh, dass alle meine Finger noch an Ort und Stelle sind. Es wurde viel Holz gesägt. Glücklicherweise haben wir hier vor Ort viel Material gefunden, was uns viel Kosten und Suchen erspart hat. Ansonsten haben wir eine Tür zugemauert und die Beleuchtung angeschlossen, einschließlich einige Spotlight-Scheinwerfer, die wir bei Maze gekauft haben. Ich bin außerdem noch froh, dass mich diesmal kein Strom getroffen hat.
Was ist neu im Inneren des Raumes?
Anton: Wir haben die Fenster, die wie gesagt anfangs sehr unschön waren, in diesem dunklen Grün gestrichen, das ich wirklich mag, es ist irgendwie sehr deutsch. Und was mir am besten gefällt, ist die Lampe neben dem Eingang. Sie ist für mich das achte Weltwunder, denn allein um sie gerade aufzuhängen, brauchten wir zwei Stunden. Und sie leuchtet wohl! Wir haben sie aufgehängt, ohne sie zu testen, und Valentin glaubte nicht, dass sie funktionieren würde. Ich war natürlich die ganze Zeit überzeugt, dass alles gut wird. Wir warten nur noch darauf, dass Popa von Oratnitza uns weiht.
Wurde etwas vom ursprünglichen Aussehen behalten?
Valentin: Abgesehen vom Boden haben wir die Badewanne im Innenhof behalten, aus der wir ein Ensemble mit den von uns gebastelten Palettenmöbeln gemacht haben.
Anton: Aber wir haben sie pink gestrichen. Ich betone, pink, das ist sehr wichtig – unsere Firmenfarbe #ff0078 ist für uns etwas ganz Besonderes.
Wir bezeichnen “Kuker” als einen multifunktionalen Raum. Was bedeutet das und wie hat die Umgestaltung der Räumlichkeiten das Konzept Wirklichkeit werden lassen?
Valentin: Also, um Worte zu sparen, sage ich es auf Deutsch: Es ist ein Balkankulturaustauschausstellungsraum. (Lacht.)
Anton: Es ist multifunktional, weil es für Ausstellungen, Geschäfte und andere Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Vorführungen usw. geeignet ist. Von der Inneneinrichtung her ist dies dank dieser leichten, koketten, beweglichen, Hängeregalen möglich. Sie lassen sich je nach Bedarf anhängen oder entfernen. An der Rezeption hängen auch verschiedene Dinge, die sowohl als Deko dienen als auch zum Verkauf stehen. Und das Wertvollste ist natürlich der Innenhof, auf dem Performances und Installationen stattfinden.
Valentin: Sogar in diesem Moment ist es multifunktional, ohne dass wir hier ein Event haben. Auf der rechten Seite befindet sich der Laden, in dem wir Waren ausgestellt haben, und auf der linken Seite hängt noch die Ausstellung „Die Etüden des Balkans“.
Erzählt uns etwas über das Logo-Regal. Es ist auch multifunktional.
Valentin: Mit größter Freude. Dilyana und ich wussten sofort, bei wem wir das Logo machen lassen. Filip Boyadzhiev von Fullmasters, der auch der Autor des Logos von Gibelin ist, bot uns vier Optionen an und wir entschieden uns schließlich für das dynamische Logo. Darüber hinaus war klar, dass wir ein Regal brauchten, in dem CDs, Bücher und ähnliche Kunstwerke ausgestellt werden konnten. Wir mochten eines, aber die maßgefertigten Möbel waren etwas außerhalb unseres Budgets. Also beschlossen Tony und ich, dass wir versuchen sollten, ein Regal herzubasteln, das ein zentrales Meisterstück im Raum ist. Nach der dritten Zeichnung, die nach einem Screenshot des Logos vom Handy gemacht wurde, und zwei ganzen Arbeitstagen war dieses Regal geboren. Der Prozess war für uns kathartisch.
Anton: Ich bin auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Jetzt haben wir einen Kuker in “Kuker”.
Was steht für „Kuker“ an?
Anton: Alle Arten von neuen Multi-Genre-Events.
Valentin: Sowie viele neue Produkte. Wir versuchen nicht zu voll zu werden, damit der Raum atmen kann. Wir suchen immerhin die Atmosphäre einer Ausstellungshalle. Jedes Stück ist also speziell ausgewählt. Wir haben aber noch viel zu zeigen.
Anton: Bald kommt der Online-Shop, an dem ich gerade arbeite. Der ist besonders für Leute aus anderen Städten da, die sich für andere Artikel interessieren. Kuker.shop ist die Adresse.
Valentin: Wir werden bald einige Veranstaltungen bekannt geben. Das nächste Event wird die Präsentation eines zweisprachigen Buches in deutscher und bulgarischer Sprache sein. Der kulturelle Austausch, den wir so gern haben, erfordert dieses mehrsprachige Format und wir freuen uns sehr, es anbieten zu können. Wir suchen sozusagen das zweisprachige Erlebnis.